Ungedämmte Außenwände fühlen sich im Winter auch innen kalt an: Die Temperatur auf der Wand ist niedriger als die der Raumluft. Dies wird als unangenehm empfunden, ähnlich wie kalte Zugluft. Außerdem erhöhen niedrige Oberflächentemperaturen das Risiko, dass sich Schimmel bildet (in der Raumluft gebundene Feuchtigkeit kann dort zu Wasser werden). Und nicht zuletzt sind kalte Oberflächen ein Anzeichen für erhöhte Wärmeverluste.
Ein weit verbreitetes Missverständnis ist die Annahme, dass dicke, massive Wände gleichzeitig gut dämmen. Entscheidend ist nicht allein die Dicke, sondern das
Material, aus dem die Wand besteht: Je dichter und schwerer, desto schlechter ist die Dämmwirkung.
Welche Sanierungsvarianten bei einer Außenwanddämmung möglich und sinnvoll sind, hängt von Anlass und Ziel der Maßnahmen und von der vorhandenen Konstruktion ab. Eine Dämmung der Außenwände ist grundsätzlich dann empfehlenswert, wenn…
- die Außenwandverkleidung oder der Außenputz umfangreich instandgesetzt oder erneuert werden sollen.
- Fenster in größerem Umfang ausgetauscht werden. Diese hängen mit der Wand bauphysikalisch und konstruktiv zusammen.
- ein größerer Um- oder Anbau geplant ist.
- eine Grundsanierung des gesamten Gebäudes geplant ist (zum Beispiel nach Eigentümerwechsel).
Möglichkeiten der Außenwanddämmung
Die „außen aufgeklebte Styroporplatte“ ist die bekannteste, aber bei weitem nicht die einzige Variante. Es gibt zahlreiche Dämmsysteme, die sich in Material, Gestaltungsmöglichkeiten und Kosten unterscheiden. Grundsätzlich sollte die Dämmschicht außen – also auf der kalten Seite – angebracht werden. Die Innendämmung auf der warmen Raumseite ist Sonderfällen vorbehalten. Folgende Varianten werden hier näher erläutert:
- Wärmedämmverbundsystem
- hinterlüftete, vorgehängte Fassade
- nachträgliche Kerndämmung (Verfüllen eines vorhandenen Hohlraumes in der Fassade)
- Innendämmung
Vor der Entscheidung für ein bestimmtes System müssen unbedingt Schichtenaufbau und Zustand der vorhandenen Außenwand fachgerecht untersucht
werden. Ein belüfteter Hohlraum beispielsweise ist nicht immer von außen erkennbar, verändert aber die physikalischen Eigenschaften der Wand entscheidend.
Wärmedämmverbundsystem (WDVS)
Ein WDVS ist als Komplettsystem eines herstellenden Unternehmens bauaufsichtlich zugelassen und darf in seinen Komponenten nicht verändert werden. Polystyrol und Mineralwolle werden derzeit am häufigsten für WDVS verwendet, in Frage kommen aber auch Polyurethan, Holzfaser, Kork oder Schaumglas. Im unteren Teil der Fassade (Sockel) – dem sogenannten Spritzwasser-Bereich – müssen feuchtebeständige Dämmstoffe gewählt werden. Brennbare Dämmstoffe sind nur bis zu einer bestimmten Gebäudegröße zugelassen; bei der Verarbeitung sind zusätzliche Brandschutzvorschriften zu beachten.
Zunächst wird die Fassade überprüft, ob die vorhandenen Oberflächen geeignet sind oder vorbereitet werden müssen. Die Dämmstoffplatten werden anschließend mit einem speziellen Klebemörtel befestigt und meistens zusätzlich gedübelt. Wichtig ist, dass der Dämmstoff fachgerecht und ohne Hohlräume angebracht wird. Auf den Dämmplatten wird abschließend ein Putz aufgetragen. Statt zu verputzen, können auch dünne Platten (zum Beispiel Klinkerriemchen) aufgeklebt werden.
Hinterlüftete, vorgehängte Fassade (Vorhangfassade)
Hinter diesem Begriff steckt eine alte, traditionelle Bauweise, nämlich die mit Platten, Schindeln oder Holz verkleideten Fassaden. Als dauerhafter Witterungsschutz auf der „Wetterseite“ haben sich diese Fassadenverkleidungen bewährt und werden heute nach wie vor ausgeführt. Im Unterschied zu früher befindet sich eine Dämmschicht hinter der Verkleidung. Für moderne Vorhangfassaden wird oft Holz verwendet, möglich sind aber auch Metall- oder Natursteinplatten oder farbige Faserzementplatten.
Zwischen bzw. auf einer Unterkonstruktion aus Holzlatten oder Metallschienen werden die Dämmplatten in zwei Lagen befestigt. Darauf folgt eine Folie oder Holzschalung zur Winddichtung und schließlich die Verkleidung („Vorhang“). Ein belüfteter Zwischenraum zwischen Winddichtung und Verkleidung hält von außen eindringende Feuchtigkeit von der Dämmung und der Tragkonstruktion fern und lässt auch die äußere Verkleidung schneller abtrocknen. Als Dämmstoffe sind unter anderem Mineralwolle, Holzfaser, Hanf oder Jute aber auch Einblasdämmungen mit Flocken (außer im Sockelbereich) geeignet.
Die Vorteile einer Vorhangfassade sind:
- Ausgleich von Unebenheiten oder Unregelmäßigkeiten der bestehenden Außenwand, vor allem bei unterschiedlichen Mauerwerkssteinen oder Fachwerk
- Unempndlichkeit gegen Temperaturschwankungen
- guter Witterungs- und Tauwasserschutz
- guter Schallschutz
Wegen des erhöhten Arbeits- und Materialaufwands ist eine hinterlüftete, vorgehängte Fassade grundsätzlich teurer als ein Wärmedämmverbundsystem.
Bei jeder Art der Außenwanddämmung ist es wichtig, dass das Gebäude möglichst lückenlos „eingepackt“ wird. Besonders zu beachten sind dabei die Übergänge
von der Wand zu anderen Bauteilen:
- Fenster: Fensterlaibungen, Fensterbänke, Rollladenkästen
- Dach: Verlängerung des Überstands bzw. Verbreiterung des Dachrands bei Flachdächern, Verbindung zur Dachdämmung
- Keller / Sockelzone: Überdeckung der Kellerdecke mind. 30 – 50 cm
- Balkon, Anbau, Erker etc.: Individuelle Planung ist erforderlich.
Nachträgliche Kerndämmung
Besteht eine Außenwand aus zwei Wänden, nennt man sie „zweischalig“. Befindet sich zwischen diesen Schalen (im „Kern“) ein belüfteter Hohlraum („Luftschicht“), so kann man diesen – unter bestimmten Voraussetzungen – mit einem geeigneten Dämmmaterial verfüllen. Die Luftschicht selbst trägt zur Wärmedämmung kaum etwas bei und ist weniger wirkungsvoll als jeder Dämmstoff. Mit einem Technoskop kann ein Fachunternehmen den Hohlraum überprüfen. Ob er sich dazu eignet, mit Dämmstoff verfüllt zu werden, hängt unter anderem davon ab, ob:
- der Hohlraum durchgängig ist und eine Stärke von mindestens 4 – 5 cm aufweist.
- störende Elemente (z. B. Maueranker oder Mörtelreste und Bauschutt) eine gleichmäßige Verfüllung noch ermöglichen.
- die Mörtelfugen des äußeren Mauerwerks in Ordnung und / oder der Stein selbst nicht „wassersaugend“ ist (ausreichender Widerstand gegen Schlagregen).
Die Durchführung der nachträglichen Kerndämmung ist Fachunternehmen mit der entsprechenden technischen Ausstattung vorbehalten. Der Dämmstoff wird durch kleine Bohrlöcher über einen Schlauch in den Hohlraum eingeblasen. Die dafür zugelassenen Flocken, Perlen oder Granulate sind hydrophob (wasserabweisend) und bestehen beispielsweise aus Perlit oder Polystyrol. Wenn die Bohrlöcher wieder geschlossen sind, bleiben keine sichtbaren Veränderungen an der Fassade zurück. Um zu kontrollieren, ob der Dämmstoff gleichmäßig und lückenlos verteilt ist, empfiehlt sich die Erstellung einer Thermographieaufnahme („Wärmebild“) im Winter nach der Sanierung.
Die nachträgliche Kerndämmung ist eine kostengünstige Sanierungsmöglichkeit der Fassade, wenn es nicht in Frage kommt, die äußere Schale abzunehmen. Da di
Stärke der Dämmschicht zwangsläufig beschränkt ist und meist auch Wärmebrücken verbleiben, muss diese Variante aus energetischer Sicht lediglich als Kompromiss betrachtet werden.
Innendämmung
Bei denkmalgeschützten Gebäuden, anderen erhaltenswerten Fassaden und erdberührenden Außenwänden (zum Beispiel bei beheizten Kellerräumen) bietet die Innendämmung die einzige Möglichkeit, den Wärmeschutz zu verbessern. Obwohl diese Variante als problematisch gilt, ist eine sorgfältig geplante und fachgerecht ausgeführte Innendämmung nicht nur schadensfrei, sondern auch wirkungsvoll. Wichtige Voraussetzungen dafür sind:
- funktionierender Wetterschutz der Fassade (Schlagregendichtigkeit)
- bei erdberührenden Außenwänden: dauerhaft trockene Wand
- ein für die Innendämmung geeignetes Dämmsystem
- Vollflächig an der Wand anliegender Dämmstoff
- luftdicht ausgeführte Übergänge zu den angrenzenden Bauteilen (Fenster, Zwischenwände, Decken)
Bei einer Dämmung von innen wird die Wand im Winter von der Heizwärme „abgeschirmt“ und dadurch kälter. In der Wand liegende Bauteile und Installationen
können dadurch Schaden nehmen, zum Beispiel Wasserrohre oder Holzbalken des Daches oder der Geschossdecke. Dies sollte bereits bei der Planung berücksichtigt werden.
Für eine Innendämmung gibt es zwei grundsätzliche Konstruktionsmöglichkeiten:
- Befestigung einer Tragkonstruktion auf der Wand (Holz- oder Metallständer), dazwischen Dämmstoffmatten, darauf eine Dampfbremsfolie, abschließend eine Verkleidung (meist Trockenbauplatte) oder
- mit Klebemörtel auf der Wand befestigte Dämmstoffplatte, abschließend verputzt oder verkleidet
Eine separate Dampfbremse ist immer dann erforderlich, wenn die Wandbekleidung zusammen mit dem Dämmstoff keinen ausreichenden Widerstand gegen eindringenden Wasserdampf bietet. Die Dampfbremse sollte lückenlos verlegt und nachträglich nicht beschädigt werden (zum Beispiel durch Dübel oder Elektroinstallationen). Oftmals wird daher eine Konstruktion mit speziellen Dämmstoffen gewählt, die ohne Dampfbremse auskommen, weil sie selbst den „Feuchtepuffer“ darstellen. Diese bestehen zum Beispiel aus Kalziumsilikat, Holzfaser oder Mineralschaum.
Bei einer Innendämmung verbleiben zwangsläufig Wärmebrücken, weil Geschossdecken und Innenwände an die Außenwand stoßen und eine durchgehende Dämmung unmöglich machen. Damit der Abfall der Oberflächentemperatur an den Übergängen von „gedämmt zu nicht gedämmt“ entschärft wird, sollten dort Dämmkeile verwendet werden.
Eine Innendämmung erfordert bauphysikalische Kenntnisse und besondere Sorgfalt bei Planung und Ausführung. Grundsätzlich gilt dies selbstverständlich für jegliche Dämmmaßnahme, bei der Innendämmung führen Fehler nur häufiger zu Schäden.
Wenn keine umfangreiche Dämmmaßnahme möglich ist, können auch einzelne Räume oder nur problematische Bereiche gedämmt werden. Das Ziel ist dann weniger das Energiesparen, sondern die Vermeidung von Schimmel durch wärmere Wandoberflächen. Beispiele hierfür sind Fenster- oder Türstürze, Fensterlaibungen, Wandflächen von Erkern und Anbauten oder Raumecken (besonders unterhalb von nicht gedämmten Betondecken). Wie weit über die gefährdeten Stellen hinaus gedämmt werden und wie stark die Dämmplatte sein sollte, ist von der örtlichen Situation abhängig
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