Wenn es draußen kalt und drinnen warm ist, „wandert“ die Wärme auf die kalte Seite. Das ist ein physikalischer Grundsatz und betrifft alle Gebäudeteile, die beheizte Räume gegen unbeheizte Räume oder zur Außenluft abgrenzen – die sogenannte Gebäudehülle: Wände, Fenster, Decken oder Dächer.
Wie viel Wärme auf diese Weise weitergeleitet wird, ist abhängig von:
- der Temperaturdifferenz zwischen der „warmen“ und „kalten“ Seite des Bauteils,
- den Baustoffen, aus denen die Gebäudehülle besteht,
- der Größe der Fläche, über die Wärme übertragen wird.
Daher kann man keine pauschalen Werte angeben, wie viel Prozent der Heizenergie jeweils über Wände, Fenster, Decken oder Dächer verloren geht, sondern muss immer das individuelle Gebäude betrachten.
Dämmstoffe reduzieren die Wärmeverluste über die Gebäudehülle. Eine weitere Einsatzmöglichkeit besteht in der Reduzierung von Schall, die hier jedoch nicht behandelt wird. Als Alternative zu Dämmstoffen können auch Baustoffe mit wärmedämmenden Eigenschaften infrage kommen. Häufig ist die Dämmwirkung dieser Baustoffe (bei gleicher Dicke) jedoch geringer. Beispiele sind:
- wärmedämmender Putz,
- wärmedämmende Mauersteine,
- Konstruktionen aus Vollholz oder Holzwerkstoffen.
Eine Dämmung der Bauteile von außen – auf der „kalten Seite“ – sollte immer bevorzugt werden. Ist dies nicht möglich, kommt unter Umständen eine Innendämmung – auf der „warmen Seite“ – in Frage. Die bauphysikalischen Auswirkungen einer nachträglichen Dämmung sollten stets von einer fachkundigen Person geprüft werden.
Nach dem europäischen Normenkatalog werden Dämmstoffe den jeweiligen Einsatzgebieten zugeordnet und ihre Eigenschaften dokumentiert. Besonders wichtig ist das CE-Kennzeichen, das die allgemeine Gebrauchstauglichkeit des Produkts garantiert. Auf dem Produktetikett sind außerdem Kurzzeichen und Piktogramme für:
- Anwendungsgebiete (z. B. Dach, Wand)
- Produkteigenschaften (z. B. Druckbelastbarkeit, Zugfestigkeit)
vermerkt.
Dämmstoff-Eigenschaften
Dämmstoffe weisen verschiedene Eigenschaften auf. Daher ist individuell zu prüfen, ob ein Dämmstoff für den jeweiligen Einsatz geeignet und zugelassen ist. Zudem muss die Verarbeitung fachgerecht erfolgen. Es gibt eine Vielzahl von Dämmstoffen aus unterschiedlichen Rohstoffen – synthetisch oder natürlich, organisch oder anorganisch – sowie in verschiedenen Formen je nach Einbauort: als Platten, Matten, Rollenware, Fasern oder Granulate.
Beim Vergleich von Dämmstoffen müssen zahlreiche Kriterien berücksichtigt werden. Eine fachkundige Beratung hilft dabei, die Eigenschaften richtig zu bewerten und die Besonderheiten des Gebäudes in die Entscheidung einzubeziehen.
Wärmeleitfähigkeit
Das wichtigste Kriterium für die Wärmedämmwirkung ist der „Lambda-Wert“, der beschreibt, wie gut ein Material Wärme transportiert. Alle Dämmstoffe haben gemeinsam, dass ihre Wärmeleitfähigkeit gering ist. Eingeteilt werden sie entsprechend dieser Qualität in Wärmeleitstufen (WLS). Es gilt: Je kleiner die WLS, desto besser die Wärmedämmung. Verwendet man also Dämmstoffe mit niedriger Wärmeleitstufe, kann mit weniger Materialstärke die gleiche Dämmwirkung erzielt werden.
Wärmespeicherfähigkeit
Je mehr Wärme ein Dämmstoff speichern kann, desto langsamer reagiert er auf Aufheizung und Abkühlung („Pufferwirkung“). Diese Eigenschaft hilft insbesondere im Sommer, eine Überhitzung der Innenräume zu vermeiden – vor allem im Dachgeschoss.
Brandverhalten
Dämmstoffe werden nach ihrem Brandverhalten in Baustoffklassen eingeteilt (nationale Einteilung nach DIN 4102 sowie EU-Klassifizierung nach DIN EN 13501). Neben der Brennbarkeit erfassen diese Normen auch Rauchentwicklung oder Abtropfen. Zusatzstoffe wie Kleber oder Flammschutzmittel beeinflussen diese Eigenschaften. Wichtig ist, dass der Dämmstoff für den jeweiligen Einsatzbereich zugelassen ist und fachgerecht eingebaut wird.
Ökologie – nachhaltige Dämmstoffe
Die ökologische Bewertung eines Dämmstoffs umfasst seinen gesamten Lebenszyklus: von der Herstellung über die Nutzung bis zur Entsorgung oder Wiederverwertung. Diese sogenannte „graue Energie“ ist schwer zu bilanzieren, da oft Daten fehlen. In der Praxis werden daher meist nur einzelne Aspekte betrachtet.
Gut beschrieben sind nachhaltige Dämmstoffe z.B. bei der Fachagentur nachwachsende Rohstoffe. Es sind aber nicht nur nachwachsende Rohstoffe. Die Literaturliste ist lang.
Die Produkte sind seit Jahrzehnten bewährt. Etablierte Qualitätsbewertungen finden Sie u.a. bei den folgenden Organisationen:
- natureplus.org
- IBR – Institut für Baubiologie Rosenheim
- IBO – Österreichisches Institut für Baubiologie und -ökologie
- Fachhandelsverband Öko+
Dämmstoff-Stärken
Bei einer Sanierung gibt das Gebäudeenergiegesetz (GEG) das Mindestmaß der energetischen Qualität vor. Ausgedrückt wird dies durch die maximal zulässigen U-Werte. Je schlechter der energetische Zustand der vorhandenen Konstruktion, desto dicker muss die Dämmschicht sein, um den Ziel-U-Wert zu erreichen. Wie stark die Dämmung sein muss, hängt außerdem von der Wärmeleitfähigkeit des Dämmstoffes ab. Oft ist es sinnvoll, stärker zu dämmen als das gesetzliche Mindestmaß vorgibt, um eine höhere Energieeffizienz zu erreichen.
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