Ungefähr 86 Prozent des Energieverbrauchs benötigt ein Durchschnittshaushalt für Heizung (71%) und Warmwasserbereitung (15%). Nur etwa vierzehn Prozent fallen auf strombetriebene Geräte, Licht und dergleichen. (Quelle: Statistisches Bundesamt)
Die Auswahl, Auslegung und passgenaue Planung einer Heizung für das Gebäude gewinnt an immer größerer Wichtigkeit. Darüber hinaus ist dieses eigentlich trockene, technische Thema Heizung in den letzten Jahren politisch aufgeladen, teils emotional debattiert worden. Deshalb wollen wir in diesem Themenblatt einen nüchternen Blick auf die verschiedenen Heiztechnologien werfen und damit Orientierung bieten. Die einzelnen zukunftsfähigen Technologien sind in weiteren Themenblättern ausführlich dargestellt.
Viele Menschen können die Effizienz ihres Heizsystems nicht beurteilen. Liegen hohe Heizkosten am mangelhaften Dämmstandard des Gebäudes, an veralteter Heiztechnik oder am eigenen Nutzungsverhalten? Hier gilt: Holen Sie sich Rat von fachkundigen Personen und lassen Sie das bestehende System als Ganzes analysieren. Beziehen Sie dabei Ihre eigenen Bedürfnisse und Zukunftspläne mit ein. Auch die Nachrüstpflichten aus dem Gebäudeenergiegesetz müssen berücksichtigt werden.
Ist ein vorzeitiger Austausch des Heizkessels sinnvoll?
Eine Heizungsanlage soll wirtschaftlich arbeiten sowie Klima und Umwelt möglichst wenig belasten. Auch wenn ein Gerät nicht defekt ist, kann eine Modernisierung sinnvoll sein; beispielsweise durch eine Überdimensionierung infolge einer umfangreichen energetischen Sanierung. Dennoch muss eine Erneuerung klug abgewogen werden, auch aus Sicht von Ressourceneffizienz. Zwar ist eine neue Heizung fast immer sparsamer, die Herstellung einer Heizungsanlage geht aber auch immer mit Energie- und Ressourcenverbrauch einher. Erst wenn die Effizienz spürbar abnimmt, die Kosten des Energieträgers dauerhaft über Inflation steigen oder die gesetzliche Austauschpflicht greift ist der Austausch wirklich angeraten. Wenn auf eine erneuerbare Heiztechnik gewechselt wird, die mit hohen Förderungen einher geht, ist auch ein früherer Tausch sinnvoll.
Die richtige Wahl treffen
Das Heizsystem sollte zum Gebäude und zu den Bewohnern passen. Das gilt für alle Komponenten des Systems: Wärmeerzeuger (Heizkessel), Wärmeverteilung (Pumpe, Rohre) und Wärmeübertragung (Heizkörper bzw. Heizflächen im Fußboden oder der Wand) müssen aufeinander abgestimmt sein. Oftmals gehört auch die Warmwassererzeugung dazu, wenn sie zentral erfolgt.
Zu berücksichtigen sind außerdem der aktuelle bzw. zukünftige energetische Zustand des Gebäudes (bei geplanten Sanierungsmaßnahmen, die den Energiebedarf beeinflussen) und weitere absehbare Änderungen (z. B. bei der Bewohnerschaft).
„Alter Kessel raus, neuer Kessel rein“ kann zwar funktionieren, führt aber selten zu einem dauerhaft effizienten Heizsystem. Je mehr Komponenten in einem System zusammenarbeiten, desto wichtiger ist die Überwachung von Regeltechnik und Energieverbrauch („Monitoring“). Nach der Inbetriebnahme sollte das System nachreguliert und an die tatsächlichen Bedingungen angepasst werden. Auf diese Weise wird eine nachhaltige Qualitätssicherung gewährleistet.
Wenn der Austausch einer Gas- oder Ölheizung ansteht, sollte sorgfältig geprüft werden, ob der Wechsel zu einem umweltfreundlicheren Heizsystem möglich ist. Bedenken Sie dabei, dass Sie die Entscheidung in der Regel für die nächsten 20 Jahre an das gewählte System bindet. Dann will Deutschland klimaneutral sein. Ein Betriebsverbot von fossil betriebenen Heizungen ist für Ende 2044 vorgesehen bzw. zum 01.01.2045.
Mögliche Energieträger
In Neubauten wurden 2023 in zwei Drittel aller Wohnhäuser Wärmepumpen eingebaut. Diese Technologie scheint sich also in Sachen Effizienz und Klimafreundlichkeit durchzusetzen.

Auch in der Bestandssanierung gewinnt die Wärmepumpe immer größere Beliebtheit. Sofern es sich nicht um ein völlig ungedämmtes Worst performing Building (WPB) handelt, ist die Beheizung in der Regel auch mit einer Wärmepumpe effizient möglich. Wärmepumpen werden mit Strom und Umweltwärme betrieben, ein Brennstoff wird nicht benötigt.
Als Energieträger für moderne Heiztechniken in Wohngebäuden werden hauptsächlich verwendet:
- Holz (als Pellets, Scheitholz oder Hackschnitzel),
- Umweltwärme: Umgebungsluft, Grundwasser oder Erdwärme (in Verbindung mit Wärmepumpen),
- Sonnenenergie (meist zusammen mit einem zweiten Energieträger)
- (Fossile Energieträger: Erdgas, Öl und Flüssiggas) *
*Vorsicht! Ab dem 01.01.2029 muss ein erneuerbarer Anteil von mindestens 15% durch den Heizungsbetreiber für Heizungsanlagen, die nach dem 01.01.2024 eingebaut wurden nachgewiesen werden. Außerdem wird der CO2 Preis ab 2027 über europaweiten Emissionshandel gebildet UND die Netzentgelte müssen sich immer weniger Erdgas beziehende Haushalte teilen. Man setzt sich also erheblichen rechtlichen und finanziellen Risiken aus, wenn man heutzutage noch eine fossil betriebene Heizung einbaut.
Ab dem 01.01.2035 muss ein erneuerbarer Anteil von mindestens 30% durch den Heizungsbetreiber für neu eingebaute Heizungsanlagen nachgewiesen werde, ab 2040 dann 60% und ab 2045 dann 100% (s.o.).
Strom ist strenggenommen kein Energieträger, sondern das Produkt anderer Energieträger. Je nach Art des Kraftwerks fallen bei seiner Erzeugung sowohl die CO2
-Emissionen als auch die Kosten sehr hoch aus. Umweltfreundlich hergestellter Strom aus erneuerbaren Energieträgern (Sonne, Wind oder Wasserkraft) hat mittlerweile einen steigenden Anteil am allgemeinen Strommix (63 Prozent). Dezentral hergestellter Strom – also zum Beispiel via Photovoltaik auf dem eigenen Hausdach – reicht im Winter als alleinige Energiequelle in der Regel nicht zum Heizen.
Einzelöfen, Zentralheizung oder beides?
Einzelöfen sind in älteren Wohnhäusern noch als Kohle- oder Gasöfen zu finden. Nach wie vor beliebt sind die holzbeheizten Kachel- und Kaminöfen. Letztere werden wegen der „gemütlichen Atmosphäre“ und dem hohen Anteil an direkter Strahlungswärme gerne beibehalten oder sogar neu angeschafft. In der Regel haben Holz-Einzelöfen aber einen deutlich geringeren Wirkungsgrad als Zentralheizungen.
In der Regel wird beim Betrieb eines Einzelofens als Zusatzheizung in der Gesamtbilanz keine Energie eingespart, sondern auf den Energieträger Holz verlagert. Nur wer sehr günstig oder gar kostenlos an Brennholz kommt, kann durch einen Einzelofen Energiekosten sparen.
Kachel- und Kaminöfen mit Holzfeuerung sollten im allgemeinen aufgrund der erhöhten Feinstaubbelastung mit Vorsicht genossen werden. Daher ist es wichtig, dass ihre Abgase nach dem aktuellen Stand der Technik abgeleitet und in der Außenluft ausreichend verdünnt werden.
Kombinationen von Heiztechniken: Hybridsysteme
Bei Hybridsystemen arbeiten zwei oder mehr Wärmeerzeuger zusammen, um das Gebäude zu heizen und / oder Warmwasser zu erzeugen. In der Regel wird dazu ein zentraler Wasserspeicher installiert, an den alle Erzeuger angeschlossen sind. Das Steuerungssystem regelt die Reihenfolge, welcher Erzeuger zu welcher Zeit arbeitet.
Der Sinn dieser Kombinationen ist eine höhere Energieeffizienz durch den Ausgleich von Nachteilen des Einzelsystems und eine höhere Wirtschaftlichkeit. Es ist
zu beachten, dass die Steuerungstechnik und die Planung des Gesamtsystems besonders anspruchsvoll sind, damit diese Ziele auch erreicht werden.
Beispiele für häufig verwendete Hybridsysteme:
- Thermische Solaranlage mit fast allen üblichen Heiztechniken (Gas- oder Ölheizkessel, Pelletheizung, Wärmepumpe)
- Wärmepumpe mit Gas- oder Ölheizkessel als „Spitzenlasterzeuger“ (für die besonders kalten Tage) oder mit Photovoltaikanlage
- Blockheizkraftwerk mit Gas- oder Ölheizkessel als „Spitzenlasterzeuger“ (für die besonders kalten Tage)
- Holz-Einzelofen mit „Wassertasche“ mit vielen üblichen Heiztechniken
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